Grundsätzlich ist es begrüßenswert, wenn sich auch private Waldbesitzer nicht nur die Holznutzung und Gewinnmaximierung als Betriebsziel setzen, sondern auch andere Aspekte wie Biodiversität und Naturschutzaspekte berücksichtigen. Diese Aufgabenbereiche werden neben vielen anderen Effekten eines stabilen Waldes als „Wohlfahrtswirkung“ bezeichnet und glücklicher Weise heute bereits von vielen Forstbetrieben wahrgenommen!
Nach der Veröffentlichung eines Artikels in einer Tageszeitung im März 2021 über den Verein „Urwald Österreich“ mit Spendenaufruf zur Sicherung desselben kam es jedoch zu wiederholten Anfragen an das Wildnisgebiet Dürrenstein bezüglich dieser PR-Aktion.
Siehe: https://www.urwaldoesterreich.at/
Hiermit soll klargestellt werden, dass dieses „Projekt“ absolut nichts mit dem IUCN-Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal und dem UNESCO Weltnaturerbe zu tun hat.
Die Vorsilbe „Ur“ wird heute gerne und fast schon inflationär als „Werbegag“ verwendet und findet sich beispielsweise im UR-Brot, der UR-Forelle, der UR-Quelle oder dem UR-Salz wieder.
Auch den Begriff „Ur-Wald“ kann jeder verwenden, aber es mutet etwas seltsam an, wenn ein gerade mal 100 Jahre aus der Nutzung genommenes Waldstück als Urwald bezeichnet wird. Dieser Zeitraum ist auch für eine sehr tolerante Auslegung des Begriffes Urwald viel zu gering, denn er liegt in etwa bei der normalen Umtriebszeit (= Zeitspanne von Pflanzung bis Ernte eines Waldbestandes) in der Forstwirtschaft. Und es gibt viele Flächen in Österreich, die nicht genutzt werden, weil sie als „Schutzwald“ ausgewiesen sind und andere Aufgaben als die Holzgewinnung zu erfüllen haben. Das macht sie aber nicht zum Urwald. Auch die „Naturwaldzellen“ die es erfreulicher Weise in Österreich gibt, sind ein guter Ansatz, um naturnahe Waldbereiche zu erhalten. Diese werden durch öffentliche Mittel gefördert, allerdings sind sie immer auf 20 Jahre (mit Verlängerungsoption) Nutzungsverzicht abgeschlossen. Viel zu wenig, um als Urwald bezeichnet zu werden.
Ein Urwald in Europa zeichnet sich dadurch aus, dass er seit der Wiederbewaldung nach der Eiszeit keine menschliche Nutzung erfahren hat – aus diesem Grund ist echter Urwald sehr rar. Nun kann man noch bei ernsthaftem Bemühen von „zukünftigem Urwald“ oder „Urwald von Morgen“ sprechen, wenn die Absicht besteht (und die gesetzlichen Rahmenbedingungen dies auch garantieren – wie z.B. in Nationalparken), dass zumindest ein naturnaher Wald entstehen kann, in dem die Bäume ihre natürliche Lebenserwartung erreichen (in unserem Fall 600 – 700 Jahre) und auch wieder absterben und verrotten dürfen, um den Lebenskreislauf zu schließen.
Ein Urwald braucht langfristigen garantierten, strengen gesetzlichen Schutz!
Er braucht keinesfalls die Pflanzung von Jungbäumen, das widerspricht jeder Urwald-Definition.
Er sollte in freier Wechselwirkung zu seinem Umland stehen, auch wenn dies viele Gefahren birgt, und nicht in einem umzäunten Jagdgatter, das auch dem Abschuss nichtheimischer Wildtiere dient.
Siehe: https://www.gut-hohenlehen.at/jagd/?v=fa868488740a