„Wildnis rückt uns Menschen aus dem Mittelpunkt des Universums, macht uns vom 'Manager' der Welt zu einem stillen Beobachter, welcher seine Begehrlichkeiten zurücknimmt und allen Abläufen in der Natur das Recht von Selbstbestimmung zuspricht.“ Reinhard Pekny (*1959)
Nach unserer Auffassung ist Wildnis dort – oder kann wieder dort entstehen – wo wir bewusst unsere nutzungsorientierten Begehrlichkeiten zurücknehmen. Wir orientieren unser Handeln in diese Richtung, um möglichst ungestörte Abläufe in einem Gebiet zuzulassen.
Wildnis ist unverzichtbar für den Schutz der biologischen Vielfalt, der Biodiversität.
Darüber hinaus ist der genetische Austausch und das Ablaufen evolutiver Prozesse, die beispielsweise für die Anpassung an den Klimawandel wichtig sind, nur in Wildnisgebieten möglich.
Ein wesentlicher Aspekt der Wildnis ist auch der Verzicht auf jegliche materielle Nutzung.
Man kann ungeheuer viel von Wildnis lernen: Der Mensch kann beispielsweise erforschen, wie sich unbeeinflusste Gebiete in Zeiten des Klimawandels verhalten und damit wertvolle Erkenntnisse gewinnen.
Intakte, also „wilde“ Moore zum Beispiel, sind Hotspots der biologischen Vielfalt, und ebenso effektive Kohlenstoffdioxidsenken. Weltweit bedecken Moore nur drei Prozent der Erdoberfläche, speichern aber rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs.
Erst in jüngster Vergangenheit konnte der Mensch durch seine im Wohlstand abgesicherte Existenz auch andere, nicht materielle Werte in der Natur entdecken. Wildnis lehrt uns eine innere Haltung: die Anerkennung des Wertes einer Sache allein durch ihr Sein, ohne davon irgendwelche vordergründige Vorteile zu erzielen. Man spricht vom intrinsischen Wert.
Definition laut IUCN Kategorie Ia „strenges Naturreservat“: „Wildnisgebiete sind primär von natürlichen Prozessen geprägt. Sie beherbergen autochthone ("heimische") Lebensräume und Arten und sind ausreichend groß, um eine ökologisch wirksame Entfaltung natürlicher Prozesse zu ermöglichen. Sie sind vom Menschen nicht oder kaum verändert, es gibt keinerlei Inanspruchnahme oder extraktive Nutzung und es sind weder Siedlungen, Infrastruktur, noch visuelle Störungen vorhanden“.
Definition laut IUCN Kategorie Ib „Wildnisgebiet“: „Als Wildnisgebiet gilt ein ausgedehntes, ursprüngliches oder leicht verändertes Gebiet, das seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hat, eine weitgehend ungestörte Lebensraumdynamik und biologische Vielfalt aufweist, in dem keine ständigen Siedlungen sowie sonstige Infrastrukturen mit gravierendem Einfluss existieren und dessen Schutz und Management dazu dienen, seinen ursprünglichen Charakter zu erhalten."