Die unglaubliche Geschichte des Wildnisgebiets liegt weit zurück und beginnt zu einer Zeit, in der es an dieser Stelle noch gar keinen Wald gab. Viele Jahrtausende später ist er einer der letzten Urwaldreste, die es auf diesem Planeten überhaupt noch gibt. Ohne besondere Rücksichtnahme und strenge Unterschutzstellung wäre auch dieses Naturjuwel schon längst durch forstliche Zugriffe zerstört worden.
Am 21. September 2023 wurden auch die wertvollen Buchenwälder des steirischen Teilgebietes offiziell Bestandteil des seriellen Weltnaturerbes "Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas".
2021 wurde eine Ausstellung im Haus der Wildnis eröffnet. Diese soll ein grundlegendes Verständnis für ökologische Zusammenhänge vermitteln und Einblicke in den Urwald ermöglichen. Besucher*innen sollen lernen, was Wildnis bedeutet und somit Chancen zur Sicherung der eigenen Existenzgrundlage erkennen. Auf die Entwicklung und Geschichte des Wildnisgebiets wird in der Ausstellung im Haus der Wildnis im Detail eingegangen.
Im August 2021 wurde das Schutzgebiet auf insgesamt 7.000 ha in die Steiermark verdoppelt und der Name auf Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal geändert. Die Erweiterung ist eine Großtat für den Naturschutz und erregte, sowohl national als auch international, großes Aufsehen.
Am 7. Juli 2017 wurde das Wildnisgebiet, gemeinsam mit dem Nationalpark Kalkalpen, von der UNESCO zum ersten Weltnaturerbe Österreichs ("Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas") erklärt und ist damit Bestandteil von lediglich etwas mehr als 200 Weltnaturerbestätten weltweit. Das Wildnisgebiet steht damit in einer Reihe mit dem Grand Canyon, den Galapagosinseln, den Dolomiten oder dem Great Barrier Reef.
2014 wurden verschiedene Naturschutzgebiete in Niederösterreich neu verordnet und dadurch zusammengefasst zum „Wildnisgebiet Dürrenstein“.
Im Zuge dieser Erweiterung im Jahr 2013 wurde das Wildnisgebiet im Westteil um die Flächen des Freyngrabens und Wandbach-Mitterbergs im Ausmaß von etwa 1000 ha erweitert. Damit wuchs das Gebiet auf eine Fläche von rund 3500 ha an.
Im Jahr 2010 wurde das Wildnisgebiet um Flächen im Bereich des Hochkirch (ca. 80 ha) und beim Eingangsbereichs des Urwaldes (ca. 10 ha) erweitert.
2003 wurde die Schutzgebietsverwaltung Wildnisgebiet Dürrenstein mit der Verwaltung des Naturschutzgebietes Leckermoos in Göstling an der Ybbs betraut. Das Team der Schutzgebietsverwaltung startete umgehend ein Projekt zur Renaturierung des 25 ha großen Hochmoores.
2003 wurde das Wildnisgebiet durch die Weltnaturschutzorganisation IUCN als Schutzgebiet der Kategorie Ia (strenges Naturreservat) und Ib (Wildnisgebiet) anerkannt. Das Wildnisgebiet dient dem Schutz einzigartiger Wälder, gefährdeter Lebewesen und Lebensgemeinschaften. Es wird jedoch kein bestimmter Zustand konserviert! Die natürlichen Prozesse dürfen und sollen weitestgehend ohne Einfluss des Menschen ablaufen.
Unter maßgeblicher Förderung der Europäischen Union und dem damaligen Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie wurde im Rahmen eines LIFE-Projektes in den Jahren 1997 bis 2001 das erste Wildnisgebiet Österreichs ins Leben gerufen. Das gesamte Schutzgebiet umfasste zu der Zeit in Summe 2388 ha. Diese setzten sich zusammen aus den Teilgebieten Rothwald I (277 ha), Rothwald II (299 ha), Rothwald III (576 ha) und dem Westteil (236 ha).
1988 wurde das Naturschutzgebiet Rothwald I arrondiert, da noch große Teile des Urwaldes nicht eingeschlossen waren. Mit der zusätzlichen Fläche Rothwald II war das Schutzgebiet 576 ha groß.
1942 wurde mit 277 ha ein großer Teil der Urwaldfläche unter Naturschutz gestellt.
Zum ersten Mal bewusst unter Schutz gestellt wurde der Urwald Rothwald 1875 von seinem damaligen Eigentümer Albert Rothschild, um ihn für sich und seine Nachwelt zu retten.
Josef II. enteignete die Kartause Gaming und verstaatlicht die Besitzungen. Die Entlegenheit und die schwierigen Bedingungen für den Transport des Holzes schützen den Urwald auch nach der Verstaatlichung. Trotzdem schrumpfte der unberührte Wald rasch.
Herzog Albrecht II. stiftete die Kartause Gaming, deren Grundbesitz über den Dürrenstein bis in den Rothwald reicht. Zwischen der Kartause Gaming und dem Stift Admont entstand ein Grenzstreit um das heutige Wildnisgebiet, der über 450 Jahre währte und etwa 2.700 Hektar Urwald vor der Abholzung bewahrte.
In diesem Jahr wurde das Benediktinerstift Admont gegründet. Das Stift beanspruchte alle Gebiete, die in die Enns entwässerten.
Zu dieser Zeit wurde in der Region mit dem Erzabbau begonnen. Noch heute ist der Name „Eisenwurzen“ geläufig. Mit dem Bergbau stieg auch der Druck auf den Wald, da Holz ein wichtiger Rohstoff war.
5.500 vor Christus fand im Raum Lunz die erste Besiedlung durch Menschen statt. Erste Siedlungen in Europa gehen auf die Jungsteinzeit zurück.
Als vor etwa 20.000 Jahren die Gletscher der letzten Kaltzeit schmolzen, war darunter nichts als Geröll und blanker Fels. Bäume waren in Europa nur in wenigen südlich gelegenen Rückzugsrefugien zu finden. Mit steigenden Temperaturen kehrte nach und nach das Leben in den Alpenraum zurück. Am Anfang kamen Flechten, Pilze und Algen. Sie lösten wertvolle Nährstoffe aus dem Gestein und bereiteten den Boden für die Rückkehr der Pflanzen. Mit den Moosen und Gräsern zog das Grün in die Berge ein. Nun folgten Zwergsträucher und Büsche und schließlich kamen die Bäume. Unter den ersten Baumarten waren Latsche und Birke. Kiefern und Weiden, Pappeln und Erlen folgten. Wesentlich später kehrten wärmeliebende Baumarten, wie Eichen, Ulmen und Linden zurück. Die Fichte breitete sich um 9.000 vor Christus kräftig aus und verdrängt alle anderen Baumarten. Dann mischte sich die Tanne unter die Fichte. Als letzte der Hauptbaumarten erschien um 4.000 vor Christus die Rotbuche.