Der Schnee schwindet, die Sonne gewinnt an Kraft und wärmt den Boden, Pflanzen und Tiere erwachen aus ihrer winterlichen Starre. Zwei Primelgewächse, die uns jetzt begegnen, möchten wir in diesem Artikel gerne näher vorstellen: Die zierliche Alpen-Soldanelle (Soldanella alpina) und die Aurikel (Primula auricula).
Die Alpen Soldanelle (Soldanella alpina)
Die Alpen-Soldanelle hat eine besondere ökologische Nische besetzt: Sie ist ein Schneetälchenbewohner. Das sind die Mulden, in denen sich viel Schnee über den Winter ansammelt und in Folge auch lange liegen bleibt. Gekennzeichnet sind diese Standorte durch Kälte und hohe Feuchte. Die eigentliche Herausforderung für Arten, die sich auf diesen Lebensraum spezialisiert haben, ist die kurze Vegetationszeit von maximal 4 Monaten. In vielen Fällen ist sie jedoch viel kürzer. Einige Stellen am Dürrenstein apern manchmal erst im Spätsommer aus, gelegentlich auch gar nicht (Dolinen, Schächte). Die Alpen-Soldanelle schafft es, mit Vegetationszeiten von wenigen Wochen auszukommen und in dieser Zeit die volle Einstrahlung auszuhalten. Dank dieser Standortwahl braucht sie sich über Konkurrenz nicht zu beklagen. Wer am Weg zum Dürrenstein- oder Notengipfel auf den frisch ausgeaperten Flächen sucht, findet die zierliche Alpentroddelblume, wie sie auch genannt wird, stellenweise zahlreich.

Die Aurikel (Primula auricula)
Ganz anders ist die Aurikel. Diese gelb leuchtende Schönheit ist eine Vertreterin der alpinen Felsspalten-Gesellschaften. Auch sie lebt mit Extrembedingungen, denn da wo sie wächst ist es sehr steil und felsig. Ihr Standort ist oft ausgetrocknet und dann wieder feucht oder sogar überrieselt. Als Tiefwurzler kann sie sich hier gut festhalten und Wasservorräte erschließen, wenn es sehr trocken wird. Ihre dicken (leicht sukkulenten) Blätter schützen die Pflanze vor starker Sonneneinstrahlung.

Wer sich für alpine Flora interessiert, kann sich im Wildnisgebiet bequem daran erfreuen, ohne Höhenmeter bewältigen zu müssen! Die steilen Wände, in denen Aurikel von Mai bis Juni zu bewundern sind, finden sich nämlich auch am Eulenweg, obwohl sie eine alpine Pflanze ist. Nur für die Schneetälchenbewohnerin Soldanella muss man hinauf auf die Alm und Richtung Dürrenstein oder Notengipfel steigen. Aber viele andere Bewohner der alpinen Rasen, wie zum Beispiel die Glazialreliktart Silberwurz (Dryas octopetala) überraschen uns am Eulenweg. Das Hundsau- und Windischbachtal sind charakterisiert durch ein besonderes raues Kleinklima, das nicht ihrer Höhenlage entspricht, sodass sich dort dennoch alpine Pflanzen einfinden. Der Eulenweg ist also nicht nur für Vogelfreund*innen spannend, sondern auch für Pflanzeninteressierte!

Bitte respektieren Sie die Regeln im Wildnisgebiet: erfreuen Sie sich an der Schönheit der Frühlingsboten auf den öffentlichen Wegen und nehmen Sie (bis auf Fotos und beglückende Erinnerungen) nichts mit und bleiben Sie auf den freigegebenen Wanderwegen!
Unsere Vision
Unsere Aufgabe ist es, die Natur in ihrer ursprünglichen Form zu bewahren. Wir ermöglichen deshalb im Wildnisgebiet natürlich auftretende Prozesse, ohne menschliche Eingriffe, frei ablaufen zu lassen. Daher gilt im gesamten Gebiet ein strenges Wegegebot! Wir geben Wildnis Raum.
Weiters bieten wir auch die Möglichkeit, die Einzigartigkeit und Bedeutung der heimischen Wildnis durch geführte Wanderungen hautnah kennen zu lernen. Zu unserem Exkursionsangebot geht es hier!
